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1. Kreis Worms - S. 28

1914 - Gießen : Roth
28 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 18. Worms—alzey Bingen, Worms Monsheim^ Marnheim und Worms Gundheim. Infolge des zunehmenden Wohlstandes der Bewohner wurde die Stadt selbst vielfach verschönert. Große geräumige Kaufhäuser und stattliche Ge- bäude, prachtvolle Blumenanlagen und schattige Alleen gewähren dem Auge einen gefälligen flnbm. Am Rheine erfreut uns der neue Prachtbau des Gymnasiums, am Marktplatze erhebt sich das Tornelianum, ein groß- artiges Gebäude, das nach seinem Erbauer, dem Freiherrn Cornelius heyl, benannt ist und zur Abhaltung von Festlichkeiten und großen Versamm- lungen dient. Das neue Sparkassengebäude in der Nähe des Lutherdenk- mals enthält außer vielen Geschäftsräumen eine Bildersammlung. Huf der entgegengesetzten Seite des Lutherdenkmals erhebt sich der ,,heylshof", dessen schöner, mit prachtvollen Gewächshäusern geschmückter Garten von jedermann besucht werden darf, hier wohnt Freiherr heyl zu Herrnsheim. Die Umgebung des Hauptbahnhofes wird verschönert durch das 1889 er- richtete Festhaus, und dem neuen Stadtteile über der Eisenbahn gereicht die Lutherkirche und in Verbindung mit dem Wasserturm die Eleonorenschule zu großer Zierde. Ein lebhafter Verkehr herrscht in manchen Straßen, der noch durch eine Straßenbahn gefördert wird. Namentlich Können wir dies in der schmalen Kämmererstraße mit ihren vielen und schönen Geschäftshäusern, in der engen Hardt- und Hafergasse und in der breiten Kaiser-Wilhelm- Straße, die zum Hauptbahnhofe führt, beobachten. Wieviele Bewohner aus allen Gegenden unseres Kreises sieht man da täglich, die ihre Einkäufe in der Stadt besorgen! Wieviele Fremde erscheinen, welche die alte Nibe- lungen- und Lutherstadt besuchen und ihre herrlichen Denkmäler und Ge- bäude bewundern! Und erst vor den Festzeiten, namentlich vor Weih- nachten, wenn das Ehristkind in jedem Ladenfenster winkt und lockt, wie fahren da gar viele zur Stqdt, um für die lieben Angehörigen die schönen Geschenke in Empfang zu nehmen. Die große Bahnhofshalle vermag dann kaum alle Ankommenden und Abfahrenden zu fassen. Entlegen dem Verkehr ist eine stille Gasse, die wir betreten wollen, die Judengasse mit dem Gotteshause der Juden, der Synagoge. Letztere ist die älteste in ganz Deutschland, klein und unscheinbar und schon oft ver- wüstet worden. An die Synagoge stößt eine Kapelle, die Raschikapelle, so genannt nach einem in die Wand hineingebauten steinernen Sitz, auf dem ein berühmter jüdischer Lehrer, Uabbi Uaschi, gesessen und gelehrt haben soll. Außer diesem ältesten jüdischen Gotteshause befindet sich in Worms auch der älteste deutsche Judenfriedhof. Die Grabsteine sind mit Moos be- wachsen, verwittert und haben sich schief zur Erde geneigt. Ein kleiner Grabstein, welcher in der Südmauer des Friedhofs eingemauert ist, er- innert heute noch an eine traurige Zeit der Wormser Juden, während

2. Kreis Worms - S. uncounted

1914 - Gießen : Roth
-X/ «/ ^' ' V litt Heimatkunde des Kreises Worms im Anschluß a?i das Hessische Lesebuch bearbeitet von Adolf Trieb, Eppelsheim. «c Vorwort. ^ ----- «v^'qvsbu^, ie Hufgabe des heimatkundlichen Unterrichts beffeht in^Hv? (Pf- Weiterung der im Anschauungsunterricht erworbenen geographi- schen Grundbegriffe, der Vermittlung der Kenntnis der engeren Heimat und der Erweckung und Pflege der heimatliebe. Das beste Mittel für die geographische Erfassung ist zweifellos das wandern. Rber selbst das kleine Gebiet des Heimatkreises kann der Schul- jugend auf diesem Wege nicht völlig erschlossen werden. Es bedarf daher eines geeigneten Buches zur Wiederholung und Ergänzung der gewonnenen Vorstellungen. — Der Verfasser des vorliegenden Büchleins hat sich zur Kufgabe gesetzt, die Heimat in ihren verschiedenen Erscheinungen als ein Ganzes, als ein sich gegenseitig Bedingendes und Bedingtes darzustellen, Boden, pflanzen-, Tierwelt und menschliche Kultur in ihren wechselseitigen Beziehungen vorzuführen. Dadurch hat er einen lebendigen Organismus geschaffen. Bei der Kuswahl des Stoffes hat sich der Verfasser bemüht, überall das Wesentliche, das Tharakteristische auszuwählen und so die gefährliche Klippe der Überfüllung mit Einzelheiten glücklich umgangen. Dafr die größeren Siedlungen auch dabei eine eingehende Betrachtung erfahren haben, liegt in der Natur der Sache. Was den geschichtlichen Teil des Buches betrifft, so hat der Verfasser auf einen Gang durch die ganze Geschichte verzichtet. Das Gegenteil hätte entweder eine erdrückende Sülle oder eine trockene Nealienbuchdarstellung notwendig gemacht. Er hat darum nur einzelne wesentliche Geschichts- bilder gegeben, um in diesen in anschaulicher und lebendiger Weise die wechselvolle Geschichte der Heimat zu zeigen. Soweit der knappe Raum es gestattete, wurde die Darstellung durch Sagen und kleine charakteri- sierende poetische Erzeugnisse belebt. Die zahlreichen Bilder sind nicht nur ein netter Schmuck des Büchleins, sondern bieten dem Worte eine treffliche, belebende und erläuternde Stütze. Heimatkunde Nr. 18. 1

3. Kreis Worms - S. II

1914 - Gießen : Roth
Vorwort. 3m allgemeinen ist der Stoff des Büchleins vorwiegend für den eigentlichen heimatkundlichen Unterricht bestimmt, dementsprechend ist die varstellungsweise schlicht und einfach. Die Auswahl des Stoffes im Unterricht wird selbstverständlich je nach der Gliederung der Schule eine verschiedene sein. Kuch wird manches bei der ersten Behandlung in den untersten Klassen auszuschalten sein, um später den reiferen Schülern geboten zu werden. Anlage des Büchleins, Auswahl des Stoffes, einfache, klare und im allgemeinen lebendige Sprache und die zahlreichen, gut ausgewählten Bilder machen das Ederkchen zu einem wertvollen hilfsmittel für den heimatkundlichen Unterricht. Es darf auch wohl als gute häusliche Lektüre für Schüler und Nicht- schüler bezeichnet werden. lvorms, Januar 1914. Prof. Luley, Großh. Xreisschulinspektor. Aeltestes Siegel von Worms. Altes Wormser Stadtsiegel. ©eorg-£ck'•~'r '•-stftirt - tv ;-ia Schulb'.'c; K 8r Ähutbucndidi • w Islfio Siegel der Stadt Worms.

4. Kreis Worms - S. uncounted

1914 - Gießen : Roth
Worms: Stadtwappen. I. Die Lage des Krcifcs. Der Kreis Worms umfaßt den südlichen Teil der Provinz Rheinhessen und breitet sich am linken Rheinufer aus. Er setzt sich zusammen aus 40 Ge- markungen, auf denen 93275 Menschen wohnen, von welchen 2/s der evan- gelischen, Vs der katholischen und etwa 1800 der jüdischen Religion an- gehören. 3m Süden wird der Kreis von der bayerischen Pfalz, im Osten vom Rhein, im Westen vom Kreis Klzey und im Norden vom Kreis Oppenheim begrenzt. Eisenbahnen und Landstraßen durchziehen ihn nach allen Rich- tungen. von Worms allein gehen strahlenförmig 7 Straßen aus: Die Rhein- straße längs des Rheines nach Mainz, die Gaustraße über Herrnsheim und Abenheim nach Westhofen, Straßen ins pfrimm- und Leiningertal, die Rheinstraße nach Frankenthal und eine Straße über den Rhein in die Pro- vinz Starkenburg, von Osten nach Westen kann man den Kreis in etwa 5 Stunden durchwandern, von Süden nach Norden braucht man ungefähr 4 Stunden. Die Hauptstadt des Kreises ist Worms. Sie wird deshalb Kreis- stadt genannt und ist der Sitz des Kreisamts. Ii. vie Landschaften und ihre Orte. a) Die Ebene mit ihren Orten. „Da lieget ausgebreitet in stets verjüngter Pracht ein weiter Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht." Wenn wir von dem Kloppberg oder von dem Dalsheimer Berg den weitaus größten Teil unseres Kreises überschauen, so liegt das Hügel- land fast flach vor uns. Nur einzelne Täler durchschneiden es. Diese ganze Gegend war vor vielen tausend Jahren ein großer See, an dessen Ufern gewaltige Tiere lebten, deren Knochen jetzt noch im Boden gefun- den werden. Im Sande bei Eppelsheim lag der Schädel eines Tieres, das unserm Elefanten ähnlich sah, aber noch viel größer war. Im Rheine bei Worms fand man das Geweih und den Schädel eines Riesenhirsches.*) Als sich das Wasser dann im Norden bei Bingen einen Weg durch die Berge gesucht hatte, wurde der Boden des Sees zum Teil trocken, es blieb die Ebene übrig und von dem ganzen Lee nur der Rhein, der jetzt die Ebene in nördlicher Richtung durchfließt. *) Betrachte das Geweih im Paulusmuseum! 1*

5. Kreis Worms - S. 2

1914 - Gießen : Roth
2 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 18. Dampfschiffe, die talauf- und abwärts fahren, beleben ihn. Früher war der Verkehr bergauf viel schwieriger. Da mutzten die Schiffe an langen Seilen oder Leinen von Menschen oder Pferden gezogen werden. Noch heute führt deshalb auf dem linken Rheinufer der Leinpfad hin. Huf zwei Brücken, zwei Wagenfähren und zwei Kahnsähren kann man in unserm Kreise über den Rhein gelangen. Die Brücken sind bei Worms. Über die Ernst-Ludwig-Brücke gehen die Bewohner und fahren die Fuhrwerke. Sie wurde im Jahre 1900 gebaut und hat eine Länge von 700 Metern. Über die andere Brücke laufen die Eisenbahnzüge. Wagen- fähren sind bei Rheindürkheim und Gernsheim. Die Kahnfähren sind bei Hamm und Gimbsheim. Lei Rheindürkheim wendet sich der Rhein nordöstlich und macht bei Gernsheim ein scharfes Knie, um dann wieder in nördlicher Richtung weiter zu fließen. Infolge seines geringen Gefälles hat er früher die Ebene in vielen Windungen durchflössen, die aber durch Hochwasser oder durch einen Durchstich meistens abgeschnitten wurden. In der Südostecke unseres Kreises ritz sich der Rhein 1801 selbst das gerade Bett, wodurch der Biedensand zur Insel wurde. In der Nordostecke hat man um 1828 in der Gimbs- heimer Gemarkung einen neuen Lauf gegraben, so entstand die Insel Kühkopf. Die alten Flutzläufe nennt man Kltrheinarme. Solche sind auch noch bei Ibersheim, Hamm, Eich und Gimbsheim. Nach und nach sind sie zum Teil versandet und zu sumpfigen Wiesen geworden, auf denen besonders Rohr wächst. Infolge der flachen Ufer sind hier grotze Dämme gebaut worden, die das dahinter liegende Land gegen Überschwemmungen schützen sollen. Be- sonders stark sind diese Dämme von Rhein-Dürkheim bis zur Gernsheimer Fähre - denn hier können die Überschwemmungen, die entstehen, wenn der Rhein Eis mitführt, oder wenn der Schnee der Berge schmilzt, sehr gefährlich werden. Bei Gernsheim staut sich gewöhnlich das Eis, dann wird das Wasser rückwärts gedrängt bis Ibersheim und überschwemmt die ganze Gegend. Schon Hochwasser allein kann aber der Gemarkung empfindlich schaden. Das Wasser, das sich im Boden der Ebene befindet und das man Grundwasser nennt, steht mit dem Rheinwasser in Verbindung. Führt der Rhein längere Zeit Hochwasser, so steigt auch das Grundwasser, so datz es oft die Äcker überschwemmt und eine ganze Ernte vernichten kann, wie dies im Jahre 1910 der Fall war. Der Rhein führt auch viel steinigen Sand mit. Der setzt sich auf dem Flußbette fest und wird dann den Schiffen hinderlich. Tttit Bagger- Maschinen*) schöpft man ihn heraus und sucht so den Flutzlauf für die Schiffe freizuhalten. Nlan sieht auch lange, feste Steinreihen, die viele *) Betrachte ein solches Schiff in seiner Tätigkeit!

6. Kreis Worms - S. 4

1914 - Gießen : Roth
4 .Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 18. Meter weit quer in den Fluß führen. Diese nennt man Krippen. 5ln diese werfen die lvasserwellen auch eine Menge Zand. Die schmale Ebene von Worms bis Rhein-Dürkheim ist ziemlich ein- förmig. Längs des Rheines wechseln sumpfige Grasplätze mit fruchtbaren Ackerfeldern, und gegen Herrnsheim sind sandige Strecken, welche mit Laubbäumen und Gebüsch bewachsen sind. Der Rheinhesse nennt sie Klauer. In Herrnsheim wohnte früher die Familie von Dalberg, die hier ein sehr großes Gut bewirtschaftete. Jetzt ist dieses samt dem Schlosse im Besitze des Freiherrn heyl zu Herrnsheim. Tin herrlicher park umschließt das Schloßgebäude und das stattliche Dorf. In diesem parke stehen noch zwei Türme der früheren Befestigung. In dem einen soll unser großer Dichter Schiller einmal gewohnt haben, weshalb er Schillerturm genannt wird. von Rhein-Dürkheim ab, in dessen Nähe der Mückenhäuserhof und eine große Papierstoffabrik, die alljährlich hunderte von Eisenbahnwagen Stroh verarbeitet, liegen, verbreitert sich die Ebene. Große Ediesen be- gleiten den Rhein unterhalb Hamm, und an seinen Ufern sehen wir ab und zu lange Reihen schöner, hoher Pappeln. In dem leichten, mehr san- digen Boden reifen die Halmfrüchte etwa 14 Tage früher als im Hügel- land. 5luch Zuckerrüben, Kartoffeln, Gurken und Spargel gedeihen hier vorzüglich, am besten wohl die verschiedenen Obstsorten. Ein Obstwald bei dem reichen Mennoniten-Dörfchen Ibersheims) der eine Ausdehnung von nahezu 7l)Vmorgen hat,**) zeitigt die feinsten Kpfel. Große Obstanlagen bei Gimbsheim bringen den Bewohnern viel Frühobst, namentlich pfir- siche. Weidenpflanzungen ernähren viele Korbmacher in Hamm. Der leh- mige Untergrund des Bodens eignet sich zum Brennen von Backsteinen, und ein großer Teil der Gimbsheimer Bevölkerung ist mit der Herstellung solcher Steine beschäftigt. 5luch das Rohr, das besonders bei Eich und Gimbsheim wächst, bildet eine vorzügliche Einnahmequelle für die Ge- meinden. Zum Teil wird es in Eich zu Rohrmatten verarbeitet. Die Hauptbeschäftigung freilich ist Ackerbau und Viehzucht und die damit ver- bundene Milchwirtschaft, hie und da sieht man auch auf kleineren Strecken Rebengelände, das noch mit Obstbäumen bepflanzt ist. Nicht weit von Eich wohnen einige Bauernfamilien auf dem §andhofe, der früher recht stark mit vier Ecktürmen, Mauern und Toren befestigt war, die zum Teil noch erhalten sind. Vielen Bewohnern der Ebene bietet der Rhein selbst lohnende Beschäf- tigung. Da sehen wir Fischer, wie sie von ihren Kähnen die großen Netze *) Die Mennoniten bilden eine Christengemeinschaft, welche sich von den andern Konfessionen in der Hauptsache dadurch unterscheidet, daß die Kinder erst nach em- pfangenem christlichen Unterrichte, etwa im 14. Lebensjahre, getauft werden. Auch bekräftigt der Mennonit vor Gericht die Wahrheit nicht durch einen Eid, sondern durch Handschlag. **) Wie groß ist die Gemarkung deiner Heimatgemeinde? Vergleiche damit!

7. Kreis Worms - S. 5

1914 - Gießen : Roth
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 5 auswerfen, nach und nach an das Ufer ziehen und die zappelnden Fische, die oft eine bedeutende Größe besitzen, herausnehmen. Da hören wir auch von vielen Jünglingen und Männern, die als Schiffer den Rhein bis zum Meere herunterfahren. b) Das Hügelland mit seinen Orten. „Gold'ne Saaten in den Tälern, auf den Bergen edlen Wein." Idenn wir aus dem oberen Kltbachtale nach Vlödesheim wandern, so kommen wir auf den am höchsten gelegenen Teil unsres Kreises. Die Um- gebung von Blödesheim sieht aber fast eben aus, nur in nördlicher Uich- tung von diesem Drte steigt das Gelände zum Kloppberg (292 m) auf. Man nennt eine solche Ebene auf einem Berge eine platte.*) Südlich von dieser platte erhebt sich, bei Gundersheim ansteigend, ein zweites, fast ebenso hoch gelegenes Gebiet, das die Kloppbergplatte an Ausdehnung noch übertrifft. Kuf ihr treten einzelne Erhebungen schwach hervor, welche nach den in der Nähe liegenden Ortschaften benannt sind. So spricht man von dem Gber-Flörsheimer (270m), Gundersheimer (274m), Dalsheimer (274 m) und Zeller Berg (284 m). Jedes dieser beiden Gebiete, welche zusammen das Hinterland un- seres Kreises oder die hohe Platte bilden, ist mit einem Kranze von Orten geziert. Huf der Kloppbergplatte liegt Vlödesheim, ein Bauerndorf, das durch seine Viehzucht bekannt ist. Kuf der einen Seite des Berges finden wir Eppelsheim, das von einer schönen Ulmenallee (,,Effen") umgeben und mit einem gut erhaltenen Festungsturm geschmückt ist, nicht weit davon an einem Kbhange, der sehr viele Kirschbäume trägt, Hangen-Weisheim. Huf der anderen Seite bemerken wir Monzernheim, hetzloch und Dittelsheim. Dieses ist mit einem schönen, ganz aus Steinen erbauten Kirchturm geschmückt. In einer muldenförmigen Vertiefung am westlichen 5lbhange des Ober- Flörsheimer Berges liegt neben einem Walde von Obstbäumen Gber- Flörsheim. Bemerkenswert ist hier das große Schulhaus, das mit den be- nachbarten Gebäuden dem deutschen Ritterorden gehörte, der hier ein Gut von 1482 Morgen bebaute, welches während der Franzosenherrschaft zu 5lnfang des vorigen Jahrhunderts in kleineren Teilen veräußert wurde. 5lm Fuße des Gundersheimer Berges gegen das Hltbachtal breitet sich das ebenfalls obstreiche Gundersheim mit seinen großen Kalk- steinbrüchen und vorzüglichen Weinbergen aus. Ihm eingemeindet sind Lns- heim und der in der Nähe gelegene Münchbischheimer hos. Km östlichen Fuße ladet uns Dalsheim, das mit alten Festungsmauern umgeben ist, zu *) Ist in der Gemarkung deiner Heimatgemeinde vielleicht eine Gewanne, die auch so heiht? Vergleiche sie in ihrer Lage mit den andern Gewannen!

8. Kreis Worms - S. 8

1914 - Gießen : Roth
8 Heimatkunde des Grofzherzogtums Hessen. Nr. 18. einem Besuche ein. Eine rege Tätigkeit herrscht hier in der großen Möbel- fabrik von Merkel, welche vor der Mauer errichtet ist. Ebenfalls am Ost- rande liegt Bermersheim. Km Siidmnde erblicken wir Mölsheim, dessen Weinberge einen sehr guten Wein reifen lassen. Stehen wir am Rande der hohen platte, so sehen wir, wie sich vor uns eine bedeutend niedrigere platte ausdehnt, die bis zur Rheinebene reicht, während der südliche Teil dieser platte in der Wormser Gegend allmählich zur Ebene übergeht, fällt der nördliche an manchen Stellen ziemlich steil ab. Diese platte erreicht nur eine höhe von 140—180 Meter. So bildet also das Hügelland des Kreises gleichsam zwei große, breite Treppenstufen, welche von Tälern durchzogen sind.*) In muldenförmigen Vertiefungen der nördlichen hügelplatte finden wir Frettenheim, die kleinste Gemeinde unseres Kreises, und Vorn-Vürkheim, dessen Bewohner Frucht- und Weinbau treiben, außerdem noch in einer Dampfschneidemühle und in Kalkbrennereien beschäftigt sind. Am östlichen Abhänge in einem Seitentale gegen den Rhein hin breitet sich Bechtheim aus. Es liegt an der Nebenbahn Osthofen Gau-Gdernheim und ist ein stattlicher, aber auch alter Marktflecken, der bis 1822 Hauptort des Kan- tons Bechtheim war. von seinem Alter zeugen manche Gebäude, in denen früher die Leininger, die Dalberger und noch andere vornehme Herren wohnten. Aus längst vergangenen Zeiten stammt auch die jetzige katholische Kirche mit ihrem nicht ausgebauten Turme, während die evangelische Kirche, die sich in der Nähe des Bahnhofes erhebt, erst im Jahre 1910 errichtet worden ist. Der Boden, auf dem namentlich Halmfrüchte, besonders aber die Weintrauben vorzüglich gedeihen, wurde früher auch in seinem Innern ausgenützt,' denn vor mehr als 100 Jahren grub man hier nach Steinkohlen und Eisenerzen. Doch war die Ausbeute zu gering, weshalb der Bergbau eingestellt wurde. In der Ebene selbst, am Rande des Hügellandes, liegen Mettenheim und Alsheim mit Hangen-Vahlheim. Es sind dies wohl mit Bechtheim die besten Weinorte unseres Kreises. Die Weinberge fallen sanft gegen den Rhein zu ab, und hier wächst ein Wein, der dem ttiersteiner fast gleich ist. c) Die Täler mit ihren Orten. Buer durch die hügelplatten eilen Eisbach, psrimm, Hlutgraben und Seebach dem Rheine zu. Der Eisbach entspringt in der Pfalz, fließt östlich durch herrliche Wiesen mit prächtigen Obstanlagen und ergießt sich bei Worms in den Rhein. In seinem Tale reiht sich Ortschaft an Ortschaft und Mühle an Mühle. Da kommen wir zunächst nach Offstein, in dessen Nähe eine große Zuckerfabrik errichtet ist, die aber auf pfälzischem Boden steht. Ein Tonwerk bietet manchen Bewohnern Beschäftigung. Auch sind hier *) Sehr schön läßt sich diese Einteilung von der Altrheinebene, etwa von Eich oder Gimbsheim aus, überschauen.

9. Kreis Worms - S. 9

1914 - Gießen : Roth
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 9 Ruinen der Burg Oberstem. Nahe bei Gffstein lag das schon seit 600 Jahren verschwundene Dorf Lindenheim. Heppenheim an der wiese hat ausgedehnte Obstanlagen und ist seiner schönen Umgebung wegen ein beliebter Kus- flugsort. Rn Mes-Oppenheim vorbei kommen wir nach Horchheim. Es ist geziert mit zwei weithin sichtbaren Kircken und bekannt durch die Kaffee- Essenzfabrik von Pfeiffer und Diller. hier, wie überhaupt in vielen Grten Nheinhessens, wird an einem Sonntage im März noch ein schönes Kinder- fest, das Stabausfest, gefeiert. Im muntern Zuge geht's zum Frohberge, auf welchem die Kinder ein Gebet verrichten. Dann kehren sie wieder lustig ins Dorf zurück, wo jedes einen Sommerweck erhält. Die Kinder stecken diesen nun an einen buntgeschmückten Stab und singen: ,,Stawaus, Stawaus, em Winter gehn die He aus, em Sommer gehn se uff. Ri, ra, ro, der Summerdag is do, do stehn mer mit de Stange, der lvinter is vergangen heit übers Johr stehn mer allminanner wirre do." Warum aber die Kinder auf dem Frohberge beten? Da lebte einmal eine Frau in Horchheim, die dort oben hingerichtet wurde. Kurz vor ihrem Tode schenkte sie ihr ganzes vermögen der Gemeinde, bestimmte jedoch, daß den Kindern jedes Jahr am Stabausfeste Wecke gegeben wer- den sollen. Zum Danke dafür müssen nun die Beschenkten für die un- glückliche Frau auf dem Berge ein Gebet verrichten. Gegenüber von Horchheim liegt lveinsheim, dessen Bewohner meistens als Fabrikarbeiter in Worms tätig sind, hier beginnt auch das „Kirschen- fand", das sich in der benachbarten bayerischen Pfalz nach Freinsheim und Weisenheim hin fortsetzt. " - . Die Psrimm kommt aus der Pfalz und tritt bei Wachenheim in den Kreis. Sie fließt dann an Monsheim vorbei, wo die Bahnen nach der Pfalz abzweigen. Nicht weit davon liegt hohen-§Ülzen mit seinem neuhergerichteten, schönen Rathause und mit bedeutenden Tongruben. Ruf dem andern Ufer sehen wir das kleine Uriegsheim, welches bekannt ist durch seine Sandwäscherei. Weiter abwärts erblicken wir die Stadt Pfed- dersheim. Sie war früher mit Mauern befestigt. Wir sehen hier noch etliche Mauertürme, in denen zum Teil Wohnungen hergerichtet sind. Die Mauer selbst ist fast noch ganz erhalten, und überall sind Häuser dicht daran ge- baut. Rutzerdem umgab noch ein tiefer Graben die Stadt. In der Nähe be- findet sich der St. Georgenberg, auf dem früher ein Kloster stand, das aber vollständig verschwunden ist. Zwei blutige Schlachten wurden hier ge- schlagen. Da erging es den Bewohnern sehr schlecht. Pfeddersheim ist r

10. Kreis Worms - S. 19

1914 - Gießen : Roth
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 19 weiter wandern, sie werden von den Nachziehenden verdrängt. Nur den Burgunden gelingt es, sich längere Zeit hier niederzulassen. Worms wird eine bedeutende Stadt, hier wohnen nun die Burgundenkönige, um- geben von tapferen Helden.*) Doch auch sie bleiben nicht' denn die wilden Hunnen durchstürmen sengend und brennend unsere Landschaft, Ruhe kehrt erst ein, als die Franken unter ihrem mächtigen König Chlodwig das Land erobern. Ein Königspalast (Pfalz) wird in Worms erbaut, hier weilen oft Chlodwig und seine Nachfolger. 5lm häufigsten ist Karl der Große anwesend. Die Nachkommen dieser Franken sind die jetzigen Bewohner des Kreises. Wir wollen sie deshalb auch näher in ihrer Kampfes- und Lebens- weise kennen lernen. Der fränkische Krieger trägt ein eng anliegendes Kleid, das bis zum Knie reicht. Die Ärmel bedecken nur den Oberarm, und ein farbiger Man- tel umhüllt die ganze Gestalt. Ein breiter, schön verzierter Gürtel hält das Kleid fest. Die Beine sind oft mit Binden umschnürt. Die Hauptwaffe ist die lange Lanze, die zum Werfen oder Stechen dient. Die gefährlichste Wurfwaffe aber ist das Beil. Kuf der rechten Seite trägt der Krieger noch das Kurzschwert, auf der linken das Lang- oder Schlachtschwert. Die Kleidung der Frau besteht aus einem wollenen oder leinenen Hemd, das durch einen Gürtel zusammengehalten wird. Dazu kommt bei reichen Frauen noch ein Mantel, der an der Schulter durch fein verzierte Spangen (ähnlich unsern Sicherheitsnadeln) befestigt ist. Während die Mädchen die blonden Zöpfe mit schönen Bändern zu umwickeln pflegen und frei über den Rücken und die Brust herabfallen lassen, ist das haar der Frau stets von einer Haube bedeckt. Der hals ist geschmückt mit pracht- vollen perlenkränzen aus Glas, Bernstein oder Muscheln, und zwischen den perlen sind manchmal auch noch gehenkelte Goldmünzen.**) Seitdem aber die Franken bleibende Wohnsitze haben, wird aus dem Krieger nach und nach ein Bauer, der mit Pflug und Egge, Sense und Sichel arbeitet und in seinen Ställen Pferde und Rindvieh, Schafe und Schweine hält. 5ln das Dorf schließt sich das Ackerland an, das in gleiche Gewannen geteilt ist. Ein Teil der Äcker wird immer als Weide für das Vieh benützt. Die Gärten dienen zum Rnftau von Gemüsen, Hülsen- früchten, Flachs und Hanf, von Obstsorten gibt es Apfel, Birnen und Nüsse. *) Lies „Worms, die Nibelungenstadt". **) Viele solcher Schmuckgegenstände werden im Paulusmuseum aufbewahrt. Sie wurden in zahlreichen fränkischen Gräbern gefunden, die namentlich bei Worms, Westhofen, Hochheim, Pfeddersheim, Weinsheim, Bermersheim und Eppelsheim auf- gedeckt wurden.
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